Kabarett mit Michael Altinger
„Ich sag’s lieber direkt!“In einer Zeit, in der ganze Staaten per SMS regiert werden, zeigt uns der Altinger einen Ausweg aus der Kommunikationskrise. Er nimmt uns mit, an einen Ort, an dem das Wort noch analoge Bedeutung und keinen digitalen Wahnsinn verspricht: Strunzenöd. Doch auch hier gären bereits die faulen Verlockungen der modernen Welt und ein Schatten legt sich über die Idylle der kultivierten Ahnungslosigkeit.
Es bleiben ihm knappe zwei Stunden, um dieses heile Kleinod, so wie wir es kennenlernen werden, zu retten. Wenig Zeit, um sachdienlichen und komplett schwachsinnigen Hinweisen nachzugehen. Wird er es schaffen? Wahrscheinlich nicht.
Dann soll es ein lustvolles Scheitern werden und dem Altinger dabei zusehen zu dürfen, wird uns viel Freude machen. (Texte und Kompositionen: Michael Altinger, Martin Julius Faber, Regie: Gabi Rothmüller)Michael Altinger – Warum es ihn gibt und was aus ihm geworden ist
Dass es mich gibt, hab ich dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass es im Februar 1970 am Gardasee ununterbrochen regnete und es damals in Hotelzimmern noch keine Fernseher gab. Wie meine Eltern auf die Idee kamen, im Februar mit dem Auto an den Gardasee zu fahren, um dort ihre Flitterwochen zu verbringen, bleibt bis heute eines der vielen Mysterien meines Lebens. Vielleicht hatten sie Angst vor Reisen mit dem Flugzeug? Angst, vor einer möglichen Entführung? Seltsam, ich wurde in „Landshut“ geboren. Schlechter Scherz!! Pfui!!! Wie das Wetter war, als ich dann im November auf die Welt geworfen wurde, konnte mir keiner sagen. Aber dass „Der große Preis“ mit Wim Thoelke im Fernsehen lief, das weiß mein Vater noch ganz genau.
Ob mein Werdegang auf Erbmaterial oder erzieherische Maßnahmen zurückzuführen ist, keine Ahnung. Vielleicht hat ja einer meiner ganz frühen Vorfahren meinen Eltern ausreichend Komiker-Gene mitgegeben, damit sie mich zu dem erziehen können, was ich heute bin. Ja, meine Eltern müssen Komiker-Gene in sich tragen, sonst wäre das ja wohl nie passiert, das mit dem Gardasee. Genau, alles klar.Um ein Haar wäre das mit der Komiker-Erziehung allerdings schief gelaufen. Ich wurde Pfarrjugendleiter, später Sozialpädagoge und mein Endziel hieß: Papst. In meinem Zimmer stand ein Altar, überall Heiligenbilder und getaufte Goldhamster. Ich habe nie für Schule oder Studium gebüffelt, stattdessen bin ich ständig irgendwo rumgekniet und hab um gute Noten gebetet. Keiner meiner Schutzheiligen wollte mich erhören und zudem sind mir immer mehr Goldhamster beim Taufen ersoffen und überhaupt: Es machte keinen Spaß mehr, meine Predigten an mein „80er-Jahre-Jugendzimmer-Tapeten“ zu richten. Ich brauchte Publikum, also Frauen! Viele Frauen!Frauen, die vor Verzückung ihre Augen verdrehen, wenn sie nur meine Stimme hören und sich dazu im Bikini an meinem Swimmingpool räkeln!! Oh ja, das wollte ich. Also, sie hätten beim Räkeln am Pool selbstverständlich auch wesentlich mehr Kleidung tragen dürfen und ihre Augen, muss ich sagen, hätten sie beim verzückten Räkeln, gar nicht mal zu sehr verdrehen müssen, aber, naja, um ehrlich zu sein: Eigentlich ging’s mir gar nicht so sehr um die weibliche Verzückung. Mir hätte es schon gereicht, wenn sie einfach mal gegrüßt hätten,... wenn ich gegrüßt habe. Oh, wie fühlte ich mich belogen und betrogen. Seelisch und körperlich benutzt und vernichtet. Ich war völlig am Ende, aber zwei Stunden später hab ich sie getroffen. Sie, die mich vom Fleck weg gegrüßt hat und da wusste ich: Sie meint es ernst mit mir. Ich habe sie geheiratet, ihr ein Häuschen gebaut, zwei Kinder gemacht und ihr ein Auto gekauft. Und ich werde beneidet, oh ja, ich werde beneidet. Ach ja, und Komiker bin ich doch tatsächlich auch noch geworden.Pressestimmen „Ich sag’s lieber direkt!“:„ ... ein bayerischer John Cleese: ein für jeden geistreichen Blödsinn zu habenden Monty Python, der seine markante Stimme und Mimik, vor allem aber seinen ganzen Körper mit einer Energie einsetzt, der man nicht widerstehen kann“ (Süddeutsche Zeitung 2014)
„Vielleicht ist es diese lausbübisch sublimierte Angriffslust. Oder diese pfeilgrade Gescheitheit, die sich gerne in deftigen Ausdrücken entfaltet. ... Kaum einer spricht unsere heimliche Zuneigung zum Pubertären so lustvoll an wie Michael Altinger und lässt uns spüren, dass das Authentische und das Infantile oft nahe beieinander liegen. ... Altinger trifft mit darstellerischer Klasse, Körpersprache und Dialekt den richtigen Ton. ... bei ihm wird es nie zum moralinsauren Kulturpessimismus, er ist geistreich-entlarvend ... viele pfeilgrade, scharfsinnige Momente.“ (Süddeutsche Zeitung Süd 2014)„ Der Mann, dessen beredte Körpersprache allein schon halb den Abend füllt, ist dabei zum Glück weit entfernt von jeder Demagogie, selbst seine Zornesausbrüche reizen zum Lachen. (...) „Ich sag’s gern direkt“ erweist sich als perfekt durchkomponiertes Stück voller schöner Running Gags und mit einer Hauptfigur, die sich selbst nicht schont. (...) Und weil er es sich erlauben kann als gebrochener Held, als Nicht-alles-besser-Wisser, erfreut Michael Altinger, wie immer selbstlos unterstützt von Martin Julius Faber, seine Fans zwischendurch mit allerlei souligen Liedern – keine vielstrophigen Elaborate, sondern kleine Kunstwerke, vertonte Reime und Aphorismen, die in allen Stimmungsfarben schillern.“ (Münchner Merkur 2014)„Hut ab, Herr Kabarettist! ... Stachelig wie ein Kaktus war Altingers sarkastische Abrechnung mit dem modernen Leben. ... Chapeau, Herr Altinger, da haben Sie ein Riesending draus gemacht, unaufdringlich, fragil und sehr beeindruckend.“ (Augsburger Allgemeine 2014)„Hektisch, quirlig und ohne Filter: Rasante Unterhaltung. ... Der vielfach ausgezeichnete Kabarettist arbeitet sich allenfalls mittelbar an der Politik ab. Sein Thema sind die gesellschaftlichen Entwicklungen. Seine Haltung zum technischen Fortschritt ist ambivalent – so, wenn er den Trend zum Mitmach-TV und -Radio aufspießt, wo jeder zu allem seinen Senf dazugeben kann: „Da hör ich lieber fünf Werbespots für Seitenbacher Müsli.“ (Neumarkter Tagblatt 2014)
„Witzig, bissig und ganz und gar nicht heilig inszenierte Altinger seine bayerische Geschichte. ... Seine Schlagfertigkeit, das schauspielerische Talent, ausgeprägte Mimik und Gestik machen ihn zu einem überzeugenden und faszinierenden Kabarettisten. Egal, worüber er im voll besetzten Musentempel, dem Bürgerspital, am Freitagabend redete, das Publikum brüllte vor Lachen.“ (PNP 2014)
„Altinger versteckt in leisen Liedern seine Kritik am System, empört sich über die allgemeine Fresserei, analysiert Botschaften aus alten Kinderbüchern wie der Raupe Nimmersatt neu: „Du wirst ein Schmetterling, musst aber vorher alles z’ammfressen“, und hat eine überraschende Strategie, „um die sexuelle Triebhaftigkeit von jungen Burschen in geordnete Bahnen zu lenken“.“ (Straubinger Tagblatt 2014)
22.00 EUR
↧
Michael Altinger in Bad Wörishofen
↧