Lesung und Gespräch: Lyrik von Christine Lavant (1915 – 1973) aus St. Stefan im Lavanttal, Kärnten, in Scheidegg

Christine Lavant wurde in St. Stefan im Lavanttal in Kärnten 1915 geboren. Ihr bürgerlicher Namen war Christine Thonhauser, später verheiratet Habernig. Sie war das neunte Kind eines Bergmanns (Braunkohle-Abbau unter Tage) und musste ihre Schulbildung aus gesundheitlichen Gründen früh abbrechen. Jahrzehnte lang bestritt sie den Unterhalt als Stickerin in Heimarbeit. Sie schrieb Gedichte, die in ihrer sprachlichen Eigenwilligkeit und existenziellen Zerrissenheit für Thomas Bernhardt – den Herausgeber des Buches „Christine Lavant, Gedichte“ (2011) – zu den Höhepunkten der deutschen Lyrik gehören. Er beschrieb ihre Lyrik als „das elementare Zeugnis eines von allen guten Geistern missbrauchten Menschen“.
Wir wollen eintauchen in die Welt eines Menschen, der trotz abgebrochener Schulbildung und trotz wie auch aus massiv widrigen Umständen eine ausdrucksstrake Sprache gefunden hat und damit in die Literaturgeschichte einging. Vermutlich war ihre Sprache der seidene Faden, an dem ihr körperliches und seelisches Überleben dauerhaft hing.
Es war aber auch das Feld, auf dem sie bei aller scheinbaren Bescheidenheit und Zurückhaltung, Demut und Depression auch ein hohes Maß an Selbstbewusstsein und Selbstbehauptung artikulierte.
Lassen sie sich ein auf Gedichte, die „Schönheit und Eindringlichkeit offenbaren“ und sich dennoch „beharrlich spreizen und sperren … gegen jede auf Vollständigkeit und Eindeutigkeit ausgelegte Interpretation“ (Fabjan Hafner, Autor des Nachwortes in o.g. Gedichtbandes). Es bleibt immer ein „Rest von Rätselhaftigkeit, Dunkelheit und Prätention“ (Helmut Scharf, Kritiker ihrer Zeit).
Die gelesenen Texte sind entnommen aus dem Buch „Christine Lavant, Zu Lebzeiten veröffentlichte Gedichte“ (2014), auf das ich 2014 durch eine Rundfunksendung des SWR 2 aufmerksam wurde.